
Jack Mingo findet seinen Weg zu den Bienen und zu der Bienenhaltung. Er zeigt Verantwortung für mehr als eine halbe Millionen Bienen. Und bringt mit seinem Buch* Erstaunliches an die Öffentlichkeit: Eine Biene liefert in ihrem Bienenleben 1 bis 2 Teelöffel Honig, – wenn sich Bienen aneinander reiben, dann laden sie sich elektr0statisch auf, – wenn sie an vergorenen Früchten naschen, verlieren sie leicht das Gleichgewicht – auch Bienen erleiden Haarausfall, – und Elefanten gehen Bienen lieber aus dem Weg. Mit diesen Beobachtungen und Erkenntnissen versetzt Jack seine Leser immer wieder in Erstaunen und in Begeisterung. Bienen haben sogar eine eigene Sprache entwickelt: Durch sogenannte Schwänzeltänze können sie den Ort einer Futterquelle an ihre Artgenossen vermitteln. Und das geschieht einfach durch Flügelschläge. Genau wie seine Bienen gerät Jack hin und wieder ins Schwärmen. So ist er begeistert von dem Gold des frischen Honigs und vom „Gesang“ der Bienen.

Wie Du, lieber Blogger, vielleicht schon gespürt hast ist Mingos Buch* kein Fachbuch über die Imkerei. Obwohl sich schon das vorbildliche Sozialverhalten der Bienen erahnen lässt. Man wird hier mit viel Humor und Begeisterung mit originellen Vorgängen im Bienenstock vertraut gemacht.

Leider, und wie es die Zeit erfordert, kommen ernste Themen in dem Buch* zu ihrem Recht: Damit ist das Bienensterben und die Bedrohung durch Parasiten gemeint. – Auch durch den Menschen und sein verantwortungsloses Eingreifen in die Natur ist die Biene weltweit bedroht.
Im SPIEGEL werden Aspekte von Mingos Buch* aufgegriffen und vertieft:
Der Titel: Weisheit des Verzichts
Nicht weniger als eine neue Ethik und ein neues Menschenbild sind notwendig, um die Krise der Natur zu bewältigen. Wir vernichten, was uns ernährt, was uns Schutz bietet, was uns inspiriert – kurz, was uns am Leben erhält: Solche Sätze kennzeichnen das düstere Bild unserer Biosphäre: Zwischen einer Millionen und einer halben Millionen Arten sind vom Aussterben bedroht. Ein Viertel aller katalogisierten Arten sind vermutlich schon verloren. Grund für diese verhängnisvolle Entwicklung ist der rasant ansteigende Verbrauch von Nahrung, Wasser, Energie und sonstigen Ressourcen. Das ungebremste wirtschaftliche Wachstum und eine immer weiter steigende Zahl an Menschen bringen die Welt an ihre Belastungsgrenze. Die Natur geht zugrunde – und der Mensch nimmt den Niedergang mit erstaunlichem Gleichmut zur Kenntnis.

Unser Leben basiert auf den Leistungen natürlicher Systeme. Dort, wo diese Systeme zusammenbrechen, wo der Boden und seine Organismen, die Pflanzen und ihre Bestäuber verschwinden, verliert die Erde die Fähigkeit, Nahrung zu produzieren und Leben zu erhalten. – Der Schaden an der Biosphäre ist schwer zu beheben. Technologische Lösungen wird es hierfür kaum geben. Dafür sind die natürlichen Systeme viel zu komplex. Um die Vielfalt zu retten bedarf es deshalb eines umfassenderen Wandels. Wir brauchen eine Revolution im Denken und Handeln. – Das westliche Wertesystem wird von der tief sitzenden Überzeugung beherrscht, dass der Mensch ein allen anderen Geschöpfen überlegenes Wesen sei. Er dürfe die natürlichen Ressourcen nach Belieben ausbeuten.- Zudem ist die Entkopplung des Menschen von der Natur auch tief in der christlich-abendländischen Tradition verwurzelt.

Wer sich jedoch der Natur überlegen fühlt, wird blind gegenüber der Weisheit der Beschränkung. Reduzieren und Zurückweichen wäre der weitsichtigste Pfad vorwärts. Das heißt: Es gilt, weniger Nahrung, weniger Wasser, Energie und Materialien zu verbrauchen und der Natur mehr Raum zu lassen.
Es ist nicht einfach nur schön, die Natur zu haben; sie hat fundamentale Bedeutung für uns. Würde denn eine neue Ethik, die dem Menschen mehr Ehrfurcht vor den Menschen abverlangt, wirklich Verzicht bedeuten? In einer Welt, in der Fortschritt Lebensqualität umfassender definiert werden als durch Umsatzrenditen, bietet ein neues Naturverständnis große Chancen. Eine Ethik des Weniger, die menschliche Größe nicht mehr als Dominanz über die Biosphäre definiert, sondern als Fähigkeit, allem Lebendigen Würde, Platz und Bedeutung einzuräumen, verheißt auch mehr Mitgefühl, Verständnis und Wohlwollen gegenüber uns selbst. Zu lernen, die Erde mit Achtsamkeit, Demut und Bescheidenheit zu bewohnen, verspricht materiellen und spirituellen Reichtum für alle. – In die Natur zu investieren ist nicht nur der intelligente Weg in die Zukunft; er ist auch der menschliche Weg.
Philip Bethge, Weisheit des Verzichts (Auszug), Der Verlust von Ökosystemen und Arten könnte dramatischere Folgen haben als der Klimawandel, Der Mensch muss sich zurücknehmen, um den Fortbestand seiner Zivilisation zu sichern – ein Weckruf.
*Jack Mingo, Die Weisheit der Bienen, Erstaunliches über das wichtigste Tier der Welt, RIEMANN VERLAG, 1. Auflage 2013, deutschsprachige Auflage 2015
Drei Leserbriefe zum obigen Thema im #HamburgerAbendblatt:

Neue Denkmuster entwickeln: – Dass immer mehr Tier- und Pflanzenarten aussterben und damit das Ökosystem der Erde immer empfindlicher wird, ist leider keine neue Erkenntnis. Aber solange Menschen, die Politik und Wirtschaft bestimmen, in den alten Denkmustern von stetigem Wachstum und eigenem Wohlstand feststecken, wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern. Unsere Art der Wirtschaft und der Landwirtschaft beeinflusst nicht nur unsere Natur, die immer weiter verarmt und die uns vor immer neue und größere Herausforderungen stellt, sondern auch die Natur in anderen Staaten: Zum Beispiel fordert der Anbau von Soja und Palmen die Rodung großer Urwaldflächen. Nachhaltigkeit, ökologische Landwirtschaft, Schutz der Artenvielfalt werden seit Jahren von Politikern gefordert und in den Vordergrund gestellt – aber sobald die Wirtschaft mitredet, auch die Landwirtschaft, werden all diese Ziele vergessen und nur noch der Profit und das Wachstum betrachtet. Politiker wie Wirtschafts- und Landwirtschaftsvertreter blicken hier zu kurz. Sie selbst mögen von den Auswirkungen nicht betroffen sein, aber für die kommenden Generationen könnte es schlechter werden in einer verarmten und monokultivierten Welt. Mutig und selbstständig denkende Menschen sind gefordert in Politik und Wirtschaft, um tatsächlich neue Denkmuster und Wege zu gestalten. Rüdiger R. Hamburger Abendblatt, Mittwoch 8. Mai 2019
Artensterben vor unserer Tür: Das Artensterben passiert täglich direkt vor unserer Haustür. Durch das regelmäßige radikale Ausputzen und Absaugen der Beete im gesamten Stadtgebiet, die danach „steril, sauber und glatt“ erscheinen, werden Mutterboden und sämtliche Kleinorganismen, Insekten und Wildblumen vernichtet! Im Zuge von Renovierung und Nachverdichtung bzw. Bebauung werden Büsche und Hecken entfernt. Es wird zunehmend nur Rasenfläche gewünscht und gepflastert, was noch einfacher zu pflegen ist. Antje M. Hamburger Abendblatt, Sonnabend/Sonntag, 11. /12. Mai 2019
Die Natur braucht uns nicht: – Diesen Satz zu sehen hat mich Illusionslosen denn doch noch mal durchgeschüttelt: „Tiere können nur überleben, wenn man damit Geld verdient.“So schätzt der Experte vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung die Zukunftsaussichten der namibischen Breitmaulnashörner ein. Schonungslos ist in diesem Satz das Verhältnis des Kapitalismus zur Natur auf den Punkt gebracht. Regenwald? Wofür soll das gut sein? Weg damit! Platz für Soja und Palmöl – gerade zu besichtigen in Indonesien und Brasilien. Artenvielfalt? Lasst uns doch ein Reservat einrichten und Eintritt kassieren. Soll die Natur sich gefälligst marktgerecht verhalten. Das heißt dann wohl auch: Den Klimawandel stoppt man nur mit dem richtigen Geschäftsmodell. Let’s make money. Wachstum, Wachstum, Wachstum. Bis der Punkt erreicht ist wo die Natur uns in den marktkonformen Hintern tritt. Die Natur braucht uns Menschen nicht. Dr. Oswald P, Hamburg, Hamburger Abendblatt Donnerstag, 16. Mai 2019

18 Antworten zu Jack Mingo: Die #Weisheit der #Bienen, Erstaunliches über das wichtigste #Tier der #Welt – Eine #Rezension