
Die Toskana in Italien war die Heimat von Leonardo. Er wurde 1442 geboren. Das war zur Zeit der Renaissance. Leonardo malte, schuf plastische Werke und wirkte als Baumeister. Malerei war für ihn auch ein Mittel, seine Naturforschung anschaulich zu beschreiben. Seine genaue Beobachtungsgabe ermöglichte ihm, Naturgesetze zu erkennen und diese nutzbringend anzuwenden. Seine Notizbücher und Skizzen geben über vielseitige Studien und Erkenntnisse Aufschluss. Zu seinen berühmtesten Gemälden gehört die „Mona Lisa“, diese kann im Pariser Louvre bewundert werden. Viele seiner bahnbrechenden Erfindungen konnten zu seinen Lebzeiten noch nicht verwirklicht werden. – Leonardo starb im Jahre 1519.
Kunstgeschichte im SPIEGEL: Wiederkehr des 500. Todestag von Leonardo da Vinci

Ein einziges Blatt, das die Inventarnummer „8P“ trägt. Es ist die älteste erhaltene Zeichnung. Dazu die erste reine Landschaftsdarstellung der italienischen Kunst, entstanden vor 546 Jahren. Die Zeichnung wirft noch immer Fragen auf, die das Museum endlich beantworten lassen möchte. Das Papier, die Tinte, die Federstriche und Buchstaben auf der Vorder- und Rückseite. Nun sollen Forscher mithilfe der neusten Durchleuchtungstechniken jedes chemische Element, jedes Molekül sichtbar machen.
Im besten Falle ergibt die Untersuchung vorab neue Antworten auf die Frage: Wer war Leonardo da Vinci? Er hat seine letzten drei Jahre in Frankreich verbracht. Leonardo starb vor 500 Jahren. Die Welt hat das Jahr 2019 zum „Leonardo Jahr“ ausgerufen. Es wird kaum möglich sein, dem Künstler zu entkommen und, was sonst, ihn zu bewundern. Eigentümlich an der Beschäftigung mit ihm ist allerdings das: Je mehr man über ihn erfährt, desto größer werden die Ungewissheiten. Das ist nicht ohne Ironie, denn es gehörte ja zu dem Kern dieses Mannes, Ungewissheiten und Unwissenheit überwinden zu wollen. Ganz sicher war er kein Universalgelehrter, wie er oft genannt wird, sondern ein Universallernender. Und das ist viel mehr, erst das macht ihn zu jemanden, für den der Begriff „Jahrtausendfigur“ gerade so reicht.
Wenn man eintaucht in das Leben Leonardos, seine Werke, Ideen, Erfindungen, Zweifel, Irrtümer, erhält man nach und nach eine Figur heraus, der gelungen ist, wonach wir alle nur streben: über sich selbst hinauszuwachsen. All die Adjektive, die sich zur Beschreibung von Fortschrittlichkeit im 21. Jahrhundert finden, innovativ, ökologisch, kreativ, auch eine Spur größenwahnsinnig, bündelten sich schon vor mehr als 500 Jahren in diesem einen Renaissancemenschen.
Der gab sich nie zufrieden, er wollte immer und jederzeit alles neu denken, er beobachtete die Bäume und Vögel und Wassertropfen, er wollte Flüsse umleiten, fliegen, er stieg in den Leichenkeller der Hospitäler, schnitt die Verstorbenen auf, um mehr über den menschlichen Körper zu erfahren. Und er erkannte, dass die Welt mit jeder Entdeckung eine andere zu werden scheint. – Leonardo hat einen geradezu phänomenalen Mut zum Umdenken, wird gesagt. Es gibt wohl kaum einen zweiten Menschen in der Geschichte, der sich so weit vom herrschenden Weltbild entfernt hat. – Allein das macht ihn zum Orientierungspunkt, auch (und gerade) für unsere Gegenwart, in der vielen nichts so nahe ist wie das „thinking outside of the box“.
Vor allem aber entwickelte er – und insbesondere in dieser Hinsicht ist er immer noch ein Unterschätzter – eine innere Unabhängigkeit, die so in der damaligen Gesellschaft nicht vorgesehen war. Es ist unmöglich, einen einzigen Begriff zu finden, mit dem man dem Gesamtkunstwerk Leonardo da Vincis gerecht werden könnte. – In jedem Fall war er ein cooler Typ…

Ulrike Knöfel, UNHEIMLICH MODERN (gekürzt), Genies, Vor 500 Jahren starb Leonardo da Vinci, Maler, Anatom, Erfinder. Er vereinte alle Eigenschaften in sich, die einen heutigen Menschen ausmachen. Er war innovativ, ökologisch, individualistisch – und doch viel mutiger und freier, als wir es sind. #DERSPIEGEL, Seite 100 bis Seite 114, Nr . 18/27. 4. 2019
Leserbrief, Ein Genie, Nr. 18/2019
Ein größerer Gegensatz als der zwischen den Titelthemen „Glaube“ (im SPIEGEL) und „Leonardo da Vinci“ ist kaum vorstellbar. Auf der einen Seite ein Blick auf den kollektiv gesteigerten Irrationalitätswahn des religiösen Glaubens, Jahrhunderte getragen von Mythen und Mythologien, befördert durch dumpfe klerikale Dogmen und die Dualität von Drohungen (Hölle) und Verheißung (Paradies) der Kirchen – eben das „Opium des Volkes“ (Karl Marx), auf der anderen Seite der wache, immer lernende, forschende und deshalb auch zweifelnde Geist eines Universalgenies (Universallernenden), das (der) als Vordenker nicht nur die italienische Renaissance geprägt hat, sondern auch die Jahrhunderte später geschehene europäische Aufklärung beflügelt hat. — Jens J. Kiel
tuscade meint, einer der besten Leserbriefe bisher!
13 Antworten zu #Leonardo da Vinci – eine #Jahrtausendfigur zu #BeginnderNeuzeit