Die Hautpersonen der drei Autorinnen heißen Jo, Lui und Niuniu. Sie sind typisch für einen Teil der „Evastöchter“ in ihrer Heimat. Auf unterschiedliche Art ist jede der ausgezeichneten Erzählungen „radikal“ in einem gewissen Sinne. Die Propagonistinnen sind keine Traumwesen.
Deutschland:
–Jo ist die Hauptperson des ersten Romans. Ihre Eltern trennen sich und Jo bleibt bei ihrem Vater. Nach dem Abitur zieht sie zu ihrer Mutter, die sie 12 Jahre nicht mehr gesehen hat. Zaghafte Annäherungen an ihre Mutter scheitern. So bleibt Jo bei ihrer Mutter auch nur zwei Jahre.
–Jos Freunde in ihrer Kindheit sind Nico und Florian, ein blauer und ein roter Schnuller. Irgendwann schlüpft Jo zu einem Jungen ins Bett. Jo will den Jungen wiedersehen, aber er ist abgereist. – Gedanken zucken wie Blitze durch Jos Kopf. – Auch diese Begegnung verlief für Jo leidvoll.
Die in der Ich-Form geschriebene Erzählung berührt. Jos Defizite machen sie melancholisch und aggressiv. Vergebens sucht sie Nähe und Geborgenheit. Sie wäre gern Teil einer gesunden Familie geworden. Noch erfährt sie keine romantischen Gefühle und Momente des Glücks.
–Zoe Jenny, Das Blütenstaubzimmer, btb-Verlag, Frankfurt a.M. 1999,
222 Seiten.
Japan:
Leider keine Liebesgeschichte…
Die 19-jährige Lui, ein modernes japanisches Mädchen, ist die Hauptperson der Handlung. Hinzu kommen noch Ama, ein rotschöpfiger Punk und Skiba, dieser piercst und tätowiert. Lui lernt den Schlangenmann Ama in einer Technobar kennen. Sie ist von seiner gespaltenen Zunge(Eidechsenzunge) beeindruckt. Auch ein Rückentattoo(Drachen) fasziniert sie. Beides möchte sie auch besitzen. Der Tätowierer Skiba ermöglicht es ihr. Sein Preis dafür ist eine gewisse Art von Sex: Lust und Schmerz.
–Luis Gedankenwelt und Gefühlswelt wird mir bei der Ich-Form der Darstellung recht bewusst. Sie ist einsam. Diese Einsamkeit betäubt sie mit Piercings, Tattoo, Alkohol und Drogen. Lui gibt sich dem kaputten Skiba hin. Dieser quält sie, läßt sie weinen und möchte sie töten. Sie, die schöne Lui, ist in ihrem Leben meist gelangweilt. Sie versucht als Sexsklavin ihre Grenzen zu finden. Sie sucht das Unwägbare und hofft, sich selbst dabei zu erkennen. Ist das ihr Weg zum Erwachsenwerden?
–Hitomi Kanehara, Tokyo Love, Ulstein Verlag 2006, 117 Seiten.
China:
Niuniu ist eine moderne, wohlhabende Chinesin von 29 Jahren. Sie arbeitet als Journalistin. Nach einem Studienaufenthalt in Kalifornien(USA) ist sie wieder nach Peking zurückgekehrt. Sie genießt alles was das moderne China für eine junge Frau so hergibt: Vom Westen beeinflusste Mode, sexuelle Zufriedenheit und Luxus. Von ihrer zeitfremden Mutter wird sie nicht mehr verstanden. Zu schnell haben jene Veränderungen in China stattgefunden. Verschwendungssucht und die Armut der Landbevölkerung erscheinen nicht in ihrem Blickfeld.
–Neben der Hauptperson Niuniu sind da noch drei andere junge Frauen, ihre Freundinnen. Sie alle leben unabhängig und streben nach Geld, Status und Macht. Auf eine romantische Liebe wollen sie aber auch nicht verzichten. Trotz ihrer Irrwege warten sie auf den „Richtigen“.
–Annie Wang hat ein amüsantes Buch in einem lebendigen Schreibstil über das neue China geschrieben. Die Autorin ist selbst „Heimkehrerin“ aus Kalifornien. Die von ihr geschilderten 88 Episoden ergeben noch keinen Roman im üblichen Sinne. Der tagebuchartige Text erinnert mich manchmal an Einträge „meiner“ Freundinnen in /blog.de/.
–Annie Wang, Peking Girls, Aufbau Verlag, Berlin 2006.
11 Antworten zu #Rezensionen. Wege und Irrwege junger #Frauenvonheute: Japan, China, Deutschland. Die Bestseller von drei Autorinnen vor Ort geben Aufklärung.